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Gesamtheitliche Netzstrategie

In Vorarlberg baut die Breitbandversorgung auf einem überdurchschnittlich hohen Anteil an Kabelfernsehnetzen (HFC-Netzen) auf. Zudem ist in Vorarlberg das Kupfernetz der bestehenden Telefonleitungen weitgehend bis an die Grenzen des technisch Machbaren ausgebaut. Vorarlberg rangiert bezüglich der Versorgung mit gigabitfähigen Breitbandanschlüssen im Spitzenfeld lediglich hinter Wien und bei der Grundversorgung mit 100 MBit/s sogar an der Spitze. Im Zuge der Erhebung und Evaluierung traten sehr große Unterschiede zwischen sehr gut versorgten und unterversorgten Gebieten zutage. Die Gründe für das Stadt-Land-Gefälle in der Breitbandversorgung sind vielfältig. Die gebirgige Topografie und die Zersiedelung im ländlichen Gebiet führen zu höheren Baukosten und somit zu einem geringeren Ausbaugrad, vor allem im Streusiedlungsgebiet. Zudem bewirkt das Fehlen eines flächendeckenden, leistungsfähigen und kostengünstigen Backbones, insbesondere im ländlichen Raum, eine Verlangsamung des Ausbaues von leistungsfähigen Access-Netzen mit konkurrenzfähigen Breitbandtarifen.

Zukünftig aufkommende digitale Technologien (Quantencomputing, Videokonferenz mit Hologrammen oder „Virtual Reality“, zunehmende Verlagerung in die Cloud, Auslagern von Rechenzentren usw.) werden hohe Datenraten (über 1 Gbit/s), niedrige Latenzen (unter 10 Millisekunden) und Symmetrie (Empfangen und Senden gleich schnell) am Nutzeranschluss bei gleichzeitig leistbaren Tarifen erfordern. Dabei stehen leitungsbasierte und funkbasierte Breitbandverbindungen nicht in Konkurrenz zueinander, sondern bedingen sich gegenseitig, um den Bürgerinnen und Bürgern den uneingeschränkten Zugang zu den aufkommenden digitalen Technologien zu ermöglichen. Der Eintritt neuer Technologien in den Markt erfolgt meist in sehr kurzen Zeitspannen. Für einen Wirtschafts- und Lebensraum ist es deshalb sehr wichtig, dass die notwendige Breitbandinfrastruktur nicht erst errichtet wird, sobald diese notwendig ist, sondern bereits besteht, damit es zu keinen Versorgungsengpässen kommt. Dies gilt umso mehr für den Aufbau von leistungsfähigen Breitbandnetzen, weil diese umfassende Tiefbaumaßnahmen erfordern. Der Breitbandausbau bedarf auf Grund der notwendigen Planungs- und Genehmigungsdauer sowie zeitintensiver Tiefbaumaßnahmen und begrenzter Baukapazitäten meist mehrere Jahre Vorlaufzeit.

Versäumnisse oder Verspätungen können in diesem Bereich deshalb zu beträchtlichen volkswirtschaftlichen Nachteilen gegenüber jenen Gebieten führen, die durch den zeitgerechten Netzausbau im Hinblick auf die zukünftigen Anforderungen Vorsorge getroffen haben. Ziel Vorarlbergs ist es, seine Vorreiterrolle hinsichtlich der Breitbandversorgung in Österreich zu bewahren, und mittel- bis langfristig flächendeckend (im Dauersiedlungsraum) eine gigabitfähige Breitbandinfrastruktur zur Verfügung zu stellen.

Um den weiteren Ausbau nicht nur rasch sondern auch effizient und nachhaltig voranzutreiben werden bei der Strategieausarbeitung neben einer leistungsfähigen Glasfaserinfrastruktur auch konvergente Mobilfunk- und Sensornetzwerke berücksichtigt.

Die Netzstrategie soll in einem kooperativen Prozess zwischen den Stakeholdern, wie beispielsweise Bereitsteller und Betreiber von elektronischen Kommunikationsnetzen, Energieversorger, Sozialpartner, Gemeindeverband und Gemeinden, sowie Abteilungen des Landes Vorarlberg, entwickelt werden:

  • Gesamtheitliche Betrachtung von elektronischen Kommunikationsnetzen in Bezug auf Technologie sowie dem erweiterten Stakeholderkreis
  • Untersuchung eines landeseigenen Glasfaser‐Ringnetzes (Backbone)
  • Durchführung von Workshops mit allen Stakeholdern
  • Analyse der Rolle/Aufgaben der öffentlichen Hand (Land Vorarlberg)
  • Evaluierung Mittelbedarf, Ressourcenbedarf und Organisationsstruktur
  • Ableitung von zielgerichteten Maßnahmen

Die Evaluierung erfolgte in der ersten Jahreshälfte (2021) durch spezifisch ausgearbeitete Online-Fragebögen und Stakeholder-Interviews in Bezug auf die derzeitigen Anbieterstrukturen, Versorgungsstrukturen, Infrastrukturen, Förderlandschaft, sowie verschiedener Betreiber- und „Best-Practice“ Modelle anderer Länder. Der Aufbau der gesamtheitlichen Netzstrategie mit dem Themengebiet der elektronischen Kommunikationsnetze gestaltet sich nach den nachstehenden Handlungsschwerpunkten, welche in der Evaluierung sowie in der Strategieausarbeitung berücksichtigt wurden:

  • Festnetz
  • Mobilfunk
  • Sensornetze
  • Glasfaser-Ringnetz
  • Begleitende Maßnahmen zur Netzoptimierung

Nach des Ist-Stand Evaluierung wurde in der zweiten Jahreshälfte 2021 auf Basis dieser Evaluierungsergebnisse und den zugrunde liegenden heterogenen Versorgungsstrukturen in Vorarlberg mehrere Modelle ausgearbeitet. Zur Einbindung in die Netzstrategie wurde zudem die Politik, Sozialpartner sowie alle Stakeholder anfang November 2021 zu einem Workshop im Landhaus Bregenz geladen und die 4 Strategiemodelle ausführlich und in einem breiten Kooperationsprozess diskutiert.

  • Privatausbaumodell: Die Netzanbieter bauen wie bisher die Breitbandnetze eigenverantwortlich aus und betreiben diese üblicherweise nach dem vertikalen Modell (passives Netz, Netzbetrieb, Dienste).
  • Kooperationsmodell: Im Kooperationsmodell schließen sich privatwirtschaftliche und öffentliche Kooperationspartner mit dem Ziel des Ausbaus von Breitbandnetzen zusammen.
  • GemeindeRegioModell: Bei der Gefahr, die Ziele mit Hilfe der privatwirtschaftlichen Marktteilnehmer, insbesondere im ländlichen Raum, nicht zu erreichen, bringen sich Gemeinden oder Regios im eigenen Gebiet selbst in den passiven Netzausbau ein.
  • Landesstufenmodell: In diesem Modell können zwei unterschiedliche Aspekte vereint werden. Zum einen ist es möglich, durch das primäre Stufenmodell I „Beratung“ den öffentlichen Marktakteuren eine professionelle Beratung und auch eine Schaffung von einheitlichen Standards und Rahmenbedingungen zur Verfügung stellen. Des Weiteren ist es in diesem Stufenmodell möglich, auf bestimmte Marktsituationen, wie beispielsweise einem Marktversagen oder einer Unterversorgung, mit der zweiten Stufe „Bau“ zu reagieren und infolge Projektentwicklungen bis hin zu Ausbauvorhaben aktiv voranzutreiben.

Backbone: Voraussetzung für die flächendeckende Breitbandversorgung

Der Backbone, ursprünglich noch „Glasfaser-Ringnetz“ genannt, ist das Hauptnetz zum Verbinden aller Orte in Vorarlberg und somit die wichtigste Voraussetzung für die flächendeckende Breitbandversorgung. Dabei ist der Backbone die Grundlage für alle Access- und OAN-Netze. Er beeinflusst maßgeblich Ausbau und Leistungsfähigkeit der Access-Netze sowie die Endkundenpreise. Der Backbone ist ein zentraler Dreh- und Angelpunkt für die Breitbandversorgung Vorarlbergs. Die IST-Stand-Evaluierung hat aufgezeigt, dass für den Aufbau von flächigen und für die Nutzer bezahlbaren Access-Netzen ein Backbone notwendig ist, der folgende Punkte aufweist:

  • Flächendeckung
  • Leistungsfähigkeit
  • Ausfallsicherheit
  • Kosteneffizienz
  • Einheitlichkeit

Unter Berücksichtigung der geforderten Punkte wurde ein landesweiter Backbone mit einer Grobplanung entworfen. Durch die Kombination aus der Verwendung von bestehenden Leerrohren und dem Ausbau von Lückenschlüssen im Zuge der Errichtung der Access-Netze ließe sich ein kosteneffizienter Backbone aufbauen, der alle geforderten Eigenschaften erfüllt.

Maßnahmenpaket

Auf Basis dieser Erkenntnisse wurde ein zielgerichtetes Maßnahmenpaket zur Unterstützung der Marktakteure abgeleitet und in folgende vier Themengebiete aufgeteilt:

  • Strategische Maßnahmen
  • Förderung und Finanzierung
  • Operative Maßnahmen
  • Legislative Maßnahmen

Eine wesentliche Maßnahme wird die Etablierung einer Beratungsstelle beim Land für technische, wirtschaftliche und rechtliche Fragen sein. Eingehend mit diesen Beratungsleistungen werden auch zusätzliche Maßnahmen wie zum Beispiel einen auf GIS basierenden Leitungskataster/Aufgrabungskataster, die Bereitstellung von technischen Leitfäden sowie einheitliche Standardvertragswerke für öffentliche Netzbereitsteller mit offenen Netzen.

Mit der gesamtheitlichen Netzstrategie werden die Rahmenbedingungen für eine zukunftssichere Kommunikationsinfrastruktur formuliert, auf deren Grundlage die zur Zielerreichung notwendigen privaten und öffentlichen Aktivitäten ermöglicht und koordiniert werden sollen.

Für die Ausarbeitung der Gesamtheitlichen Netzstrategie wurden rund 160.000 Euro veranschlagt.

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