Asset-Herausgeber

Zurück Der artgerechte Umgang mit Stadttauben

Der artgerechte Umgang mit Stadttauben

Taubenschläge als nachhaltige Lösungen gegen Taubenkot und unerwünschte Brutplätze in der Stadt

Haben sich Stadttauben erst einmal etabliert, führen sie zu verschiedenen Problemen. Besonders ärgerlich für den Menschen sind die Verschmutzungen mit Taubenkot. 

Die Hinterlassenschaften der Tauben fallen besonders dort auf, wo sich Tauben längere Zeit aufhalten. Stadttauben brüten das ganze Jahr hinweg. Jeweils ein Partner des brütenden Taubenpaars bleibt im Nest.  Somit befindet sich ein großer Teil der Stadttauben am Neststandort. Die Kotmengen, welche die Tiere dort abgeben, häufen sich über Jahre hinweg an, wenn sie nicht vom Menschen entfernt werden. 

Straßentauben sind in der Regel nicht nur ihrem Partner treu, auch der Standort des Nistplatzes wird unter normalen Umständen beibehalten. Lediglich Jungvögel schließen sich gerne anderen in der Nähe befindlichen Schwärmen an. Dadurch wird Inzucht vermieden, und besteht im kleineren Schwärmen auch weniger Konkurrenz um Nistplätze und Nahrung. Diese Vorteile tragen oft zu höherem Fortpflanzungserfolg für die ausgeflogene Jungtaube bei.  Dieser Aspekt ist unbedingt zu bedenken, wenn man in größeren Städten versucht die Taubenpopulation zu kontrollieren: Ein punktueller Eingriff zur Reduktion der Populationsgröße hat nur geringe und zeitlich sehr begrenzte Auswirkungen, da Tauben aus den umliegenden Stadtgebieten einwandern und aufgrund des niedrigeren Konkurrenzdrucks ein höheres Vermehrungspotential erfahren. Stadttauben können bis zu 12 Junge pro Jahr großziehen. Je weniger Konkurrenz und damit zusammenhängende einfachere Nahrungsversorgung, desto mehr Jungtiere überleben. Der punktuelle Eingriff durch Tötungen hat daher kaum andere Folgen als die Verjüngung einer Population.  

 

Der Taubenschlag: Effektive Lösung zur Schließung unerwünschter Brutplätze

Zur Sanierung von unerwünschten Brutplätzen ist es sinnvoll, in der Nähe Taubenschläge zu errichten. Durch reine Vergrämung verschiebt sich das Problem an nahegelegene Plätze. Wenn die Tiere keine andere Wahl haben, brüten sie auch an Stellen, welchen sie unter normalen Umständen nicht als Brutplatz annehmen würden.  Den Tieren eine Ausweichmöglichkeit zu bieten, hat den Vorteil nicht wieder nach kurzer Zeit dieselben Probleme mit unerwünschten Nistplätzen lösen zu müssen. Ein Taubenschlag sollte auf eine einfache Reinigung ausgelegt erbaut werden. Er bietet den Tauben Nistplätze und somit wird ein Großteil des Taubenkots aus dem öffentlichen oder privaten Umfeld verbannt. Ein Taubenschlag in der unmittelbaren Nähe unerwünschter Brutplätze führt auch zu weniger futtersuchenden Tauben und mehr Stadtsauberkeit. Bürgerbeschwerden sinken. Zudem werden die Kosten für Straßen- und Gebäudereinigung reduziert. 
 

Gezielte Vermehrungskontrolle in Taubenschlägen

Im kontrollierten Taubenschlag können und sollten auch die Eier der Vögel einfach mit künstlichen ausgetauscht werden. Anhand wöchentlicher Kontrollen in Versuchsschlägen wurde schon beobachtet, dass unbefruchtete oder abgestorbene Eier weit über die normale Brutzeit hinaus bebrütet werden (Bebrütung bis zu 60 Tage lang).  Die normale Brutzeit bis zum Schlupf dauert ca. 17 Tage. Es ist jedoch wichtig den Vögeln im Taubenschlag auch einen gewissen Bruterfolg zu ermöglichen. In seltenen Fällen, in denen die Nachkommen nie überleben, kann es vorkommen, dass ein Taubenpaar den Brutplatz wieder wechselt. Besonders zu Beginn der Einrichtung eines Taubenschlags ist es wichtig, den Bruterfolg zu gewährleisten. Mit den Nestlingen lockt man auch andere Taubenpaare an, denn erfolgreiche Bruten machen den Niststandort für andere Tauben attraktiver. Lösungen für Taubenprobleme an bestimmten Orten in Städten oder größeren Gemeinden fußen auf mehreren Maßnahmen. Neben der Sanierung von (Massen-)Brutplätzen tragen auch tierschutzkonforme Taubenabwehrmaßnahmen sowie gezielte Reduktion des Futterangebots bzw. kontrollierte Fütterungsverbote bei (s. Download), Probleme zu lösen und Populationen zu stabilisieren bzw. bestenfalls zu reduzieren.
 

Kontaktdaten

Tierschutzombudsstelle

Postanschrift: Montfortstraße 4, 6900 Bregenz

Standortanschrift: Montfortstraße 4, 6900 Bregenz

T +43 5574 511 42099

F +43 5574 511 942095

tierschutzombudsstelle@vorarlberg.at

Weitere Informationen

Stadttauben: Von einer vergessenen Mensch-Tier-Beziehung zu moderner Koexistenz

Literatur:
-    D. Giunchi et al. (2012), Feral Pigeons: Problems, Dynamics and Control Methods, In: Integrated Pest Management and Pest Control - Current and Future Tactics. ISBN 978-953-51-0050-8.
-    T. Hetmański (2007), Dispersion Asymmetry within a Feral Pigeon Columba livia Population, https://doi.org/10.3161/068.042.0109
-    A. Rösener (1999), Die Stadttaubenproblematik: Ursachen, Entwicklungen, Lösungen: Eine Literaturübersicht. Berichte aus der Biologie. Shaker Verlag, ISBN-3-8265-6577-0.
-    Menschen für Tierrechte (2021), Erfahrungen mit Stadttaubenprojekten nach dem „Augsburger Modell“ und Praxisbeispiele: Ergebnisse der Stadttaubenumfrage 2020/2021 (abgerufen 18-07-2023 https://www.tierrechte.de/2021/12/03/03-dezember-2021-stadttauben-umfrage-bestaetigt-effektivitaet-von-gesamtkonzepten/)
-    D.Haag (1984), Ein Beitrag zur Oekologie der Stadttaube (Columba livia livia (Gmelin-1789))
-    Empfehlungen zur tierschutzgerechten Bestandskontrolle der Stadttaubenpopulation, Tierschutzbeirat des Landes Niedersachsen, Überarbeitete Fassung September 2019