Archivale des Monats Oktober 2024

Kalenderumstellung auf dem Bodensee

Die Fischerei am Bodensee-Obersee wird schon lange international organisiert. Was heute von der IBKF (Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei) festgelegt wird, wurde früher durch Übereinkünfte, Ordnungen und Verträge geregelt. 

Die im Jahr 1433 zum ersten Mal erwähnte Übereinkunft zur Ordnung der Lindauer Fischerzunft legte beispielsweise Schonmaße, erlaubte Fanggeräte und Schonzeiten fest. Da die Fischerei auf dem Bodensee aber nicht immer konfliktfrei vonstattenging und dabei auch besagte Fischerzunft in Lindau als Schiedsinstanz fungierte, musste die Ordnung im Laufe der Zeit mehrere Male angepasst werden. So auch nach einer handgreiflichen Auseinandersetzung zwischen Harder und Lindauer Fischern vor der Leiblachmündung 1613.

Dass sich ein Streit auch an Dingen wie dem neu eingeführten Kalender entzünden konnte, verdeutlicht der Abschied zur Ordnung der Lindauer Fischerzunft im Jahr 1614. Die Umstellung vom julianischen auf den gregorianischen Kalender (1583) hatte anscheinend noch nicht in allen Haushalten stattgefunden, weshalb die Fisch zue vnrechter Zeit gefangen wurden. Ganze zehn Tage lag man mit den Fangzeiten zimmlich weit voneinander. Mit dieser neuen Vereinbarung wurde daher versucht, dem Problem konfessionellen Ursprungs, ob sich eine reformierte Reichsstadt wie Lindau nach dem neuen (gregorianischen) Kalender zu richten hatte, irdisch beizukommen. 

Schließlich wurde festgelegt, dass das Problem unterschiedlicher Fangzeiten zukünftig durch allerseits inns gemein anfahren verhindert werden sollte.

| Sarah Gugele

Quelle: VLA, Gericht Rankweil-Sulz, Misc. 123-9.

Literatur:

• Alois Niederstätter, Geschichte Vorarlbergs. Bd. 2: Vorarlberg 1523 bis 1861. Innsbruck 2015, S. 81-84.