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Archivale des Monats März 2023

Urkunde Innozenz II. für das Kloster Bregenz (Mehrerau), 1139 April 9

Die älteste Urkunde im Vorarlberger Landesarchiv

Eine Archivgeschichte als Geschichte einer Archivgut verwahrenden Institution beginnt normalerweise mit dem Verweis auf das älteste überlieferte Stück in den Beständen. Für das Vorarlberger Landesarchiv ist das keine weltliche Archivalie, sondern eine hochmittelalterliche Papsturkunde. Papst Innozenz II. (1130 bis 1143) nahm damit 1139 das Benediktinerkloster Bregenz (Mehrerau) unter Abt Gebardo in Schutz und Schirm und gewährte verschiedene Rechte, wie etwa die Wahl des Abtes oder die Bestellung eines Vogtes. Diese Urkunde vermittelt einen Eindruck davon, warum sich ebensolche Urkunden nach gut 900 Jahren in den Beständen des Vorarlberger Landesarchivs wiederfinden.

Das Archiv des Klosters Bregenz hat nämlich eine bewegte Geschichte hinter sich. So schufen die päpstlichen Urkunden des Hochmittelalters den ersten Grundbestand an bewahrungswürdigem Schriftgut. Diese verwahrte die Klostergemeinschaft wohl zunächst in der Kirche, später dann in „gewölbten“ Räumen. Erster nachweisbarer Klosterarchivar war Prior Franz Ransperg, der das Archiv nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges neu einrichtete und ordnete. Von einem seiner Nachfolger, Prior Apronian Hueber, dürfte ein späteres Repertorium (1729/30) stammen, worin die mittelalterliche Urkunde von 1139 erneut angeführt ist.

Mit der Abtretung Vorarlbergs an Bayern hob die neue Regierung das Kloster 1806 auf, wodurch das Archivgut an das königlich bayerische Rentamt kam. Dort verblieb es auch noch nach der Rückkehr Vorarlbergs zu Österreich in einem feuchten Winkel, bis der Landtag 1863 die Überlassung der Archivalien an den kurz zuvor gegründeten Landesmuseumsverein beschloss. Denn letzterer sammelte bereits emsig historisches Schriftgut. Schließlich gelangte im Faszikel 1 des vormaligen Mehrerauer Archivs, der größtentheils päpstliche Bullen enthielt, jene Urkunde von 1139 an das 1898 neugegründete Landesarchiv.

Seitdem ist diese Papsturkunde das älteste Stück des Vorarlberger Landesarchivs, deren Weg durch die Jahrhunderte eindrücklich nachgezeichnet werden kann.

| Tobias Riedmann

Quelle: VLA, Kloster Mehrerau, Urk. 773.

 

Literatur:

  • Pirmin Lindner, Album Augiae Brigantinae. Album von Mehrerau bei Bregenz, enthaltend die Äbte und Mönche der ehemaligen Benediktiner-Abtei Mehrerau vom Jahre 1097 bis zu ihrem Aussterben (1856) und deren literarischen Nachlass, in: Jahres-Bericht des Vorarlberger Museums-Vereins 41 (1902/1903), S. 31–107.
  • Adolf Helbok (Bearb.), Regesten von Vorarlberg und Liechtenstein bis zum Jahre 1260 (Quellen zur Geschichte Vorarlbergs und Liechtensteins 1). Innsbruck 1920.
  • Alois Niederstätter, Mehrerau, in: Germania Benedictina. Bd. III/2: Die Benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Österreich und Südtirol, hg. von Bayerische Benediktinerakademie München, bearb. von Ulrich Faust/Waltraud Krassnig. München 2001, S. 491–525.

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