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Archivale des Monats März 2022

Bauplan des Kreisamts Bregenz, 1836

Von der Fronfeste in Bezau zum Gemischtwarenhandel

Das Gefangenenhaus in Egg war in so desolatem Zustand, dass 1807 eine neue Fronfeste in Bezau errichtet wurde. Aber gleich in den ersten beiden Jahren konnten drei Sträflinge fliehen. Die Gefangenen schlugen die Öfen, die innerhalb der Zellen angebracht waren und aus gewöhnlichen Bachsteinen bestanden, mit Hilfe von Werkzeugen, die sie ohne Mühe durch die ebenerdigen Fenster von Passanten bekommen hatten, ein und konnten so in die Freiheit entkommen. Eine Diskussion über den geeigneten Ofen begann daraufhin. Bis zur Wiederherstellung von sicheren Zellen sollten die Delinquenten in das Gefängnis nach Feldkirch überstellt werden. Dort war man aber mit Gefangenen ausgelastet und winkte ab. Erst 1812 ließ man schließlich sechs eiserne Öfen nach dem Vorbild jener im Gefangenenhaus in Dornbirn gießen und einbauen.

Als 1825 der Gerichtsdiener und Gefängniswärter Andreas Metzler starb, wurde die Stelle neu ausgeschrieben. Für die Unterbringung des neuen Gerichtsdieners und seiner Familie wurde ein zweites Stockwerk errichtet. Aber noch vor Beginn der Umbauarbeiten wurde das Gebäude, das von den sieben inneren Gemeinden des Bregenzerwaldes (Bezau, Reute, Bizau, Mellau, Schnepfau, Au und Schoppernau) errichtet wurde, 1828 an das Ärar verkauft, das nun auch für die weiteren Kosten aufkam. Schon 1835 berichtete der Kreisarzt, dass die drei Arrestzellen im Erdgeschoß aus ärztlicher Sicht unbrauchbar seien. Auf Grund ihrer tiefen Lage sei das Mauerwerk sehr feucht, die Zellen zu klein und zu nieder. Ein 1836 geplanter Zubau wurde aber nicht durchgeführt.

In den kommenden Jahren fielen immer wieder Reparaturarbeiten und Umbauten an. Erst im Jahr 1889 wurde die alte Fronfeste in Bezau an die Gemeinden Bezau, Reute, Bizau, Mellau, Schnepfau, Au, Schoppernau und Schröcken verkauft. Das Ehepaar Josef und Anna Stülz ersteigerte schließlich 1891 das Gebäude und betrieb einen Gemischtwarenhandel im Haus.

Cornelia Albertani

Quelle: VLA, Kreisamt I, Publ. 453/1838.

 

Weitere Quellen:
- VLA, Bayerische Akten, Nr. 854 (Reparatur und Ergänzung des Amtsgebäudes, und Herstellung des Gefängnisses in Bezau, 1804-1810);
- VLA, Landgericht Bezau, I.23/1807-1816 (Reparaturen an Amtsgebäuden);
- VLA, Landgericht Bezau, I-14/1815 Kriminale (Visitation des Gefängnisses);
- VLA, Landgericht Bezau, I-34/1828 Publikum (Ankauf der gemieteten Fronfeste in Bezau);
- VLA, Vertragssammlung, Nr. 8 (Kaufvertrag vom 17.  Juli 1828);
- VLA, Kreisamt I, Bau 3699/1843;
- VLA, Kreisamt I, Bau 1794/1847;
- VLA, Bezirksgericht Bezau, Verfachbuch 1828, fol. 339;
- VLA, Bezirksgericht Bezau, Verfachbuch 1841, fol. Nr. 41, H Nr. 3528/958;
- VLA, Bezirksgericht Bezau, Verfachbuch 1891 fol. 2317 und fol. 2321;
- VLA, Bezirksgericht Bezau, Verfachbuch 1911 fol. 5221.

Die ehem. Fronfest in Bezau heute:
- Wikipedia > Liste der denkmalgeschützten Objekte in Bezau

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