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Archivale des Monats Dezember 2021

Zeitungsbericht "Vorarlberger Volkswille", 20. Dezember 1947

Eine süße Angelegenheit

Die Monate und Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren nahezu für alle Völker in Europa von Mangel und Not geprägt. Auch in Österreich und Vorarlberg litten die Menschen unter einer unzureichenden Ernährungslage und einer teils schwer zerstörten Infrastruktur. Aus dieser Nachkriegsphase blieben insbesondere die bekannte Regierungserklärung von Bundeskanzler Leopold Figl vom 21. Dezember 1945 (Auf den Christbäumen, wenn wir welche haben, wird ein schönes Päckchen voll Sorgen hängen.) und der sogenannte „Hungerwinter“ 1946/47 in Erinnerung, in dem in Europa Millionen kriegsgeschwächte Menschen bei arktischen Temperaturen verhungerten oder erfroren.

Gerade in solchen Notsituationen stehen die Verantwortlichen in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft unter sehr genauer Beobachtung der Öffentlichkeit, ob sich jemand aufgrund seiner Stellung Vorteile verschaffen kann. Dies mussten auch die Landesbediensteten der Bezirkshauptmannschaft Bregenz zu Weihnachten 1947 erfahren. In einem Artikel im Vorarlberger Volkswille, dem Sozialistischen Tagblatt für Vorarlberg, berichtete die Zeitung am 20. Dezember 1947 süffisant, dass am Tag zuvor auf ihren Schreibtischen je eine Tafel Schokolade prangte. Die Zeitung wollte sich weiter nicht in Vermutungen ergehen, woher diese so seltene Süßigkeit stammt. Auch war man den Bregenzer Landesbediensteten die Schokolade natürlich nicht neidig. Am Ende des Artikels wurde jedoch angemerkt, dass gerade in dieser schwierigen Zeit mit vielerlei Entbehrungen viele, viele Kinder zu Weihnachten keine Schokolade bekommen werden.

Leider ist nicht mehr überliefert, ob die Bediensteten der Bezirkshauptmannschaft Bregenz ihre Schokolade zu Weihnachten 1947 an notleidende Kinder gespendet haben. Viele dieser Tafeln dürften jedoch zumindest den Weihnachtsabend in den heimischen Bedienstetenstuben versüßt haben.

Markus Schmidgall

Quelle: VLA, Amt der Vorarlberger Landesregierung III, Prs. P 590/1947.

 

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