Archivale des Monats August 2024

Ein Tropfen Wohlstand

Am Strand einen kalten „Drink“ schlürfen und dabei die Sonne genießen, hört sich doch super an. Das dachten sich wohl auch die Besitzerinnen und Besitzer des Strandbads in Bregenz, als sie im Sommer 1947 beim Landesernährungsamt um die Zuteilung von Cognac für das dort gelegene Kaffeehaus ansuchten. Doch wie man sich denken kann, war die Lebensmittelversorgung nach dem Zweiten Weltkrieg auf das Allernotwendigste reduziert.

Grundnahrungsmittel waren knapp und das meiste musste aus dem Ausland importiert werden. Erschwerend kam die durch den Krieg zerstörte Infrastruktur hinzu. Was an Lebensmitteln vorhanden war, musste rationiert und unter der Bevölkerung aufgeteilt werden. Eine gerechte Verteilung sollte durch den Einsatz von Lebensmittelkarten geregelt werden, die vom Landesernährungsamt ausgegeben wurden. An den Konsum von Alkohol war unter diesen Umständen für viele Menschen nicht zu denken. Trotzdem sollten die Gäste des Kaffeehauses im Strandbad Bregenz die Möglichkeit haben den Sommer mit einem Luxusgetränk zu genießen. Bei der Verbindungsstelle zur Französischen Kontrollabteilung wurde am 3. Juli 1947 vermerkt, dass das Ansuchen beim Landesernährungsamt erfolglos blieb, da die zuständigen Behörden in Wien das Cognac-Lager noch gesperrt hielten.

Als Kompromiss wurde dem Strandbad 100 Flaschen Sekt der Marke Kattus aus den Lagerbeständen des Landesernährungsamtes zur Verfügung gestellt. Wie gut die „Wohlstandsbrause“ als Alternative ankam, darüber kann nur spekuliert werden. Wie das Wort aber bereits verrät, kehrte damit nach den langen Kriegsjahren endlich wieder etwas Normalität und Wohlstand zurück.

| Madita Peter

Quelle: VLA, Verbindungstelle zur Französischen Kontrollabteilung, FrzVst A-04.990.

Literatur:

• Klaus Eisterer, Französische Besatzungspolitik. Tirol und Vorarlberg 1945/56 (Innsbrucker Forschungen zur Zeitgeschichte 9). Innsbruck 1991.