Archivale des Monats April 2024

Keine Luftsprünge für Colonel d'Audibert

Am Sonntag, dem 12. März 1950 fand ein internationales Skispringen in Tschagguns statt. Ein Spektakel, das rund 5.000 Zuschauer mit Spannung verfolgten. Eine ideale Gelegenheit um auch auf sportlicher Ebene die Beziehungen zwischen der Besatzungsmacht Frankreich und seinem pays ami – Österreich – zu vertiefen.

Weshalb auch Colonel Paul d’Audibert de Lussan, der seit 01. November 1948 Leiter der französischen Kontrollabteilung für Vorarlberg war, an diesem festlichen Tag dabei sein wollte. Nur Pech, dass er vom Ski-Club-Montafon keine Einladung dazu erhalten hatte. Das hielt ihn aber nicht davon ab, das Springen auf eigene Faust zu besuchen. Dass ihn das Ganze einige Nerven kosten würde, konnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen. Ganz empört berichtete er davon in der Verbindungsstelle zur französischen Kontrollabteilung.

Angefangen hatte alles damit, dass er auf dem Weg dorthin von der Gendarmerie im Auto angehalten wurde und zu Fuß weitergehen musste. Mehrmals musste er sich dann noch ausweisen, obwohl er seine Uniform trug! An Ort und Stelle, wo sich übrigens niemand um ihn kümmerte, stellte d’Audibert de Lussan fest, dass sogar keine französische Flagge gehisst worden war. Für den Colonel war das eine Zumutung.

Als der Bezirkshauptmann von Bludenz, Dr. Julius Längle, von dem enttäuschenden Besuch des Colonels erfuhr, stellte er eine Entschuldigung des Obmannes des Ski-Clubs-Montafon, Dr. Edwin Albrich, in Aussicht. Für d’Audibert de Lussan war die Angelegenheit damit erledigt, er bat jedoch darum künftig bei internationalen Veranstaltungen als Akt der Höflichkeit auch die französische Flagge zu hissen.

| Madita Peter

Quelle: VLA, Verbindungsstelle zur französischen Verbindungsstelle, FrzVst-13.435.

Weitere Quellen:

• VLA, Amt der Vorarlberger Landesregierung III, Prs. 279/1954.
• Däscher auf der Zelfenschanze vor Brutscher. In: Vorarlberger Nachrichten 6 (1950), 59, S. 4.
• URL: https://www.scmontafon.at/chronik/70_vereinsjahre (eingesehen 12.03.2024).