Blackout
Ein großflächiger, längerfristiger Stromausfall – ein sogenannter Blackout - würde unsere Gesellschaft vor große Herausforderungen stellen. Das Land Vorarlberg hat sich in einem langen, intensiven Prozess unter Einbindung unzähliger Stakeholder deshalb auf ein derartiges Szenario vorbereitet. Ein wesentlicher Meilenstein dieses Prozesses ist die vorliegende Informations-Broschüre, die sich an die Vorarlberger Bevölkerung richtet. Einsatzkräfte und Sicherheitsorganisationen versuchen zwar, für derartige Krisenfälle vorzusorgen, allerdings sind gut vorbereitete Haushalte im Ernstfall sehr wichtig – Eigenvorsorge und Vorbereitung sind gerade bei einem Blackout von großer Bedeutung. Die Broschüre soll als Wegweiser dienen. Einerseits um zu verstehen, wie breit die Auswirkungen eines Blackouts sind, andererseits aber auch um Checklisten und andere Hilfestellungen zu liefern, die Bestandteil einer jeden Notfallplanung sein müssen. In Vorarlberg sollte jeder Haushalt für mindestens 72 Stunden Vorsorge treffen, danach dürfte die Stromversorgung weitestgehend wiederhergestellt sein. Diese vergleichsweise kurze Dauer hängt mit der günstigen Ausgangssituation der Energieversorgung in Vorarlberg zusammen.
Mit einer Versorgungssicherheit von 99,99 Prozent zählt Österreich bei Strom zu den bestversorgten Ländern Europas und der Welt. Diese hohe Versorgungssicherheit kann aber durch unterschiedliche Einflüsse und Faktoren gefährdet sein.
Ein Blackout bedeutet in der Regel keinen Mangel an verfügbarer Energie, sondern den Ausfall des Netzes. Dieser passiert in Folge des Zusammenbruchs der Versorgungsspannung oder beispielsweise des Ausfalls von Leitungen. Möglich wäre aber auch ein unvorhergesehenes und starkes Ungleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch oder auch technische Gebrechen, Naturkatastrophen, Cyber- oder Terrorangriffe.
Anfang des Jahres 2021 ist Europa nur knapp an einem Blackout vorbeigeschrammt. Durch eine Überlastung kam es zum Leitungsausfall in Kroatien und folgend zu einer Kaskade an Ausfällen in Südosteuropa. Die Notfall-Mechanismen der Stromversorgung in ganz Europa haben gegriffen, wodurch ein Blackout letztendlich verhindert werden konnte.
Eines haben alle Krisen bzw. Katastrophen gemeinsam: eine effiziente Katastrophenbewältigung kann nur durch das optimale Zusammenwirken der Einsatz- und Rettungsorganisationen, der Behörden, der Infrastrukturbetreiber und der BürgerInnen ermöglicht werden. Um eine Ausnahmesituation gut zu bewältigen, ist daher jede Organisation und speziell jede einzelne Person aufgefordert, Vorsorge für ihren eigenen Bereich zu treffen.
Vorteilhafte Situation Vorarlbergs im Ernstfall
Die allermeisten Ratgeber und Informationsbroschüren zum Thema Blackout geben als Devise vor, dass sich alle Betroffenen auf einen „14-tägigen Campingurlaub“ einstellen sollten und sich entsprechend mit Vorräten, Medikamenten, etc. eindecken.
Vorarlberg befindet sich in einer außergewöhnlichen, komfortableren Position. Bei einem Blackout sind nur bestimmte Kraftwerke in der Lage, die Stromversorgung vollständig autonom wiederherzustellen. Die betreffenden illwerke vkw-Kraftwerke funktionieren gewissermaßen wie eine Starterbatterie im Auto. Dieser Vorgang wird als „Schwarzstart“ bezeichnet. Für einen solchen Schwarzstart eignen sich in erster Linie Wasserkraftwerke wie das kürzlich eröffnete Pumpspeicherkraftwerk Obervermuntwerk II. Den Netzkunden in Vorarlberg kommt dadurch eine hohe Versorgungssicherheit und schnellmöglichste Stromwiederversorgung im Falle eines Störungsereignisses zu Gute.
In Vorarlberg empfehlen wir den Menschen deshalb, sich für 72 Stunden mit dem Notwendigen zu versorgen. Danach muss man weitere vier Tage lang mit Unterbrechungen der Stromversorgung rechnen.
Umfangreicher Prozess unter Einbindung aller relevanten Stakeholder
Die Broschüre vor hat in erster Linie den Zweck, einfache und komprimierte Informationen und Handlungsanleitungen zur bestmöglichen Vorbereitung für die Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung zu stellen. Die Auswirkungen eines Stromausfalls sind enorm. Es gibt keinen Lebensbereich, der nicht davon betroffen wäre. Vom Straßenverkehr über den Lebensmittelhandel, Bankomaten, Apotheken, Notrufe, Trink- und Abwasserversorgung, Heizung, Kommunikation inkl. Notrufe, Tankstellen, etc. – alle diese selbstverständlichen Dienstleistungen funktionieren nicht mehr.
Checklisten zur Vorbereitung
In der Broschüre enthalten sind Checklisten, die im Ernstfall helfen, aber vor allem zur individuelle Vorbereitung dienen sollen. Jeder Haushalt hat ganz spezifische Voraussetzungen und deshalb auch ganz unterschiedliche Herausforderungen zu beantworten. Umso wichtiger ist die rechtzeitige Vorbereitung: Welches Heizungssystem wird verwendet? Wie wird der Herd betrieben (Strom, Gas, Holz…)? Gibt es elektronische Alarmanlagen, Zutritts- oder Überwachungssysteme?
Diese Fragen muss jeder Haushalt für sich beantworten und die jeweiligen Vorbereitungen treffen. Manch andere Fragen können aber nur über die Gemeinde beantwortet werden. Etwa die Fragen, ob eine Abwasserentsorgung trotz Stromausfalls möglich ist? Gibt es etwa ein natürliches Gefälle oder muss die Entsorgung über Pumpwerke passieren, die dann eben nicht mehr funktionieren würden? Oder ob die Trinkwasserversorgung noch funktioniert?
Um diese Fragen beantworten zu können, sind die Gemeinden dazu angehalten, die entsprechenden Informationen auf ihren Webseiten auszuweisen. Je nach technischer und geografischer Situation kann es nämlich in ein und derselben Gemeinde zu unterschiedlichen Voraussetzungen kommen.
Gemeinden haben wichtige Rolle als erste Ansprechpartner – Notrufmeldestellen und Betreuungsstellen werden eingerichtet
In der Regel fallen große Teile der Festnetz- und Mobiltelefonie und das Internet im Falle eines Blackouts nach kurzer Zeit (max. 30 min) aus. Das betrifft auch das Absetzen von Notrufen. Diese können dann in eigens eingerichteten Notrufmeldestellen getätigt werden. Informieren Sie sich auf der Homepage Ihrer Gemeinde, wo diese Notrufmeldestellen eingerichtet sind. In der Regel werden die Feuerwehrhäuser diese wichtige Aufgabe übernehmen. RFL und Polizeinotrufstelle funktionieren weiterhin und können die Rettungskette in Gang setzen.
Weiters richten die Gemeinden Betreuungsstellen ein. Sie sind ein Anlaufpunkt für die Bevölkerung. Hier werden die wichtigsten Informationen gesammelt und weitergegeben. Auch eine medizinische Grundversorgung wird nach Möglichkeit eingerichtet.