Archivale des Monats Oktober 2022
Bericht der Freiwilligen Feuerwehr Feldkirch-Tisis, 9. Jänner 1946
Feuer am Dach in Tisis
Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fehlte es den Menschen in Vorarlberg an allem, insbesondere aber an Nahrungsmitteln für die hungernde Bevölkerung und an Baumaterialien und Ersatzteilen für den Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur. Die folgende Besetzung des Landes durch französisches Militär verbesserte die Lage aufgrund von Einquartierungen und Requirierungen zunächst nicht.
Von diesen Requirierungen waren auch Einrichtungen betroffen, die für die Sicherheit der Bevölkerung unentbehrlich waren. Wie aus einem Bericht des Ortskommandanten Alois Heinzle an das Landesfeuerwehrkommando Vorarlberg in Feldkirch vom 9. Jänner 1946 hervorgeht, lagen bei der Freiwilligen Feuerwehr in Feldkirch-Tisis die Dinge besonders im Argen. Heinzle beschrieb in seinem Bericht schonungslos den desolaten Zustand des Zeughauses. So waren vor dem Haus 12 bis 15 zur Reparatur herbeigeschleppte Kraftfahrzeuge abgestellt, die die Ausfahrt blockierten. Die eigene Werkstatt war durch eine Feldschmiede stark verrußt, das Vordach angekohlt. Von den Stahlhelmen waren die Riemen, teils mitsamt dem Innenfutter, entfernt worden. Ebenso fehlten das gesamte Werkzeug, alle Reserve-Zündkerzen, ein Großteil der Öl- und Benzinvorräte oder auch die 16 Signalhupen. Und zu alledem klaffte im Dach des Zeughauses ein Loch. Aufgrund dieser unhaltbaren Zustände lehnte Heinzle daher jede Verantwortung in einem Notfalle ab.
Das Landesfeuerwehrkommando wandte sich in dieser Sache an Landeshauptmann Ulrich Ilg, der bei der französischen Militärverwaltung um vollständige Rückgabe des Zeughauses und um Hilfe bei der Behebung der Schäden bat. Der französische Militärkommandant Oberst Henri Jung sicherte eine schnelle Lösung des Problems zu. Letztendlich meldete der Landesfeuerwehrkommandant im Juni 1946 die vollständige Übergabe des Zeughauses an die Feuerwehr Tisis. Das Objekt befand sich aber immer noch in einem schlechten Zustand.
Markus Schmidgall mit Kaspar Bolter
Quelle: VLA, Amt der Vorarlberger Landesregierung III, Ib-158/1946.
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