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Archivale des Monats Mai 2024

Inventar der Verlassenschaft des Sebastian Geist, 1789

Der erste Nudelfabrikant Vorarlbergs?

Nudeln sind aus der modernen Küche nicht mehr wegzudenken. Als eines der Ursprungsländer dieses Produkts aus Hartweizengrieß gilt gemeinhin Italien. Nicht umsonst heißt es im „Universal-Lexicon“ von Johann Heinrich Zedler 1740, dort seien die Nudeln erfunden worden und die Italiener würden gerne Maccaroni, Vermicelli oder Tagliarini essen. Am besten seien die Nudeln überhaupt in Neapel oder Genua.

Teige aus Weizenmehl, die mit Eiern vermengt und dann mitunter in Milch gekocht wurden, gab es im deutschsprachigen Raum wohl schon länger. Die Art, Nudeln ausschließlich aus Weizenmehl und Wasser herzustellen und dann durch eine Presse in Form zu drücken, ist für Vorarlberg aber erst mit Ende des 18. Jahrhunderts nachweisbar.

Einer der ersten, der in Vorarlberg das Handwerk der Nudelherstellung mit einer Presse ausübte und als Nudlenbek oder sogar Nudelfabrikant bezeichnet wurde, war Sebastian Geist aus Wasserburg. Er starb am 15. April 1789 in Rorschach und hinterließ sein Hab und Gut in Rankweil im Wirtshaus Dreifaltigkeit bei Joseph Abbrederis. Darunter befand sich – unter der Rubrik: Geistliche Waar – eine Nudel Presse samt aller Zugehörd, die im Zuge der Verlassenschaftsabhandlung vom Gericht Rankweil-Sulz mit 22 Gulden bewertet wurde. Das war ein stolzer Preis für ein Gerät zur Nudelherstellung, entsprach es doch damals dem Wert von rund 80 Tageslöhnen oder hundert Liter Wein.

Wer nach der Verlassenschaftsabhandlung die Nudelpresse erhielt, ist nicht überliefert. Das Gericht Rankweil-Sulz ersuchte jedenfalls das Oberamt Wasserburg, einen Bevollmächtigten zur Übergabe des Nachlasses nach Rankweil zu beordern.

| Tobias Riedmann

Quelle: VLA, Gericht Rankweil-Sulz, MR A Requis.II.52.

 

Literatur:

  • Nudeln. In: Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften und Künste. Bd. 24: Neu–Nz. Leipzig 1740, Sp. 1579–1580.

  • Malouin, Die Nudelmacherkunst. In: Schauplatz der Künste und Handwerke, oder vollständige Beschreibung derselben. Bd. 8, hg. von Daniel Gottfried Schreber. Leipzig/Königsberg 1769, S. 223–252.

  • Vito de Maria, Il Maccaronari, ca.1820. (30. April 2024).

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