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Archivale des Monats Juni 2023

Verfügung des Landeshauptmanns vom 11. Oktober 1938

Das Sippenamt im Landesarchiv

Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland im März 1938 gewann die Familienforschung an Bedeutung. Gleichzeitig sollten treue Mitglieder der NSDAP mit Posten versorgt werden.

Eugen Elsensohn war ein solches treues Parteimitglied. Schon zu Zeiten der Ersten Republik war er (illegaler) Nationalsozialist und damit ein sogenannter „alter Kämpfer“. Er wurde mit 1. August 1938, auf seinen Wunsch, dem Vorarlberger Landesarchiv zugewiesen. Eigentlich wollte er die Leitung des Archivs übernehmen, stattdessen richtete man dort für ihn im Oktober desselben Jahres eine Abteilung für Familien- und Sippenkunde, später umbenannt in Amt für Sippenforschung, Heraldik und Siegelkunde, oft auch nur als Sippenamt bezeichnet, ein, deren Leiter (und einziger Mitarbeiter) er wurde. Aufgabe dieser neuen Abteilung war es „[…] das für die Vorarlberger Familien- und Sippenkunde in Betracht kommende Material zu sammeln, ein Vorarlberger Geschlechterbuch und eine Vorarlberger Wappenrolle anzulegen und bei Familien- und Sippenforschung zu beraten.“ Lange hatte Elsensohn sein neues Amt aber nicht inne, denn mit Kriegsbeginnen wurde er dem Landratsamt Bregenz zur Dienstleistung zugewiesen, wo er zum Leiter des Wirtschafts- und Ernährungsamts aufstieg. Das Sippenamt war damit nicht einmal ein Jahr nach seiner Einrichtung schon wieder unbesetzt.

Im November 1944 sollte Elsensohn wegen des Verdachts des Kindesmissbrauchs verhaftet werden, konnte aber flüchten. Sein Verbleib konnte nie geklärt werden, man vermutete jedoch, dass er sich das Leben genommen habe. Elsensohns Stelle wurde nie nachbesetzt. Im November 1945 löste der Vorarlberger Landesausschuss das Amt für Sippenforschung, Heraldik und Siegelkunde endgültig auf.

| Clemens Andreasch

Quelle: VLA, Amt der Vorarlberger Landesregierung II, Prs-883/1938.


Weitere Quellen:

  • VLA, Amt der Vorarlberger Landesregierung III, PrsP P-00893.
  • VLA, Archivregistratur, 196/1938.
  • VLA, Archivregistratur, 216/1939.
  • VLA, Archivregistratur, 36/1945.

Literatur:

  • Alois Niederstätter, Das Vorarlberger Landesarchiv 1938-1945. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 54 (2010), S. 623-644.

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