Archivale des Monats Juli 2022

Die Nackten vom Bodensee

Das Baden im Bodensee war und ist für viele eine Selbstverständlichkeit. Damals wie heute geht es dabei nicht immer ganz konfliktfrei zu. So auch als im Sommer 1948 ein Vorfall die Gemüter erregte.

Der Leiter der französischen Kontrollabteilung für Vorarlberg forderte bei einer Besprechung Vertreter des Amts der Vorarlberger Landesregierung dazu auf das Nacktbaden am Strand zwischen Bregenz und Lochau zu untersuchen und gegebenenfalls zu unterbinden. Man beauftragte die Bezirkshauptmannschaft Bregenz damit festzustellen inwiefern es tatsächlich ein Problem mit Nacktbadenden gab und was man dagegen tun könnte. Dafür holte die Bezirkshauptmannschaft Informationen bei der Stadt Bregenz, der Gemeinde Lochau und dem Gendarmarieposten Lochau ein. Dabei stellte sich heraus, dass es tatsächlich immer wieder Männer gab, die sich ohne Badebekleidung am Strand und im Wasser aufhielten. Doch die berichtenden Stellen sahen sich alle nicht in der Lage dagegen vorzugehen, denn es handelte sich bei diesen Männern um französische Soldaten. Einem Bericht der Bezirkshauptmannschaft zu einem der Vorfälle ist zu entnehmen, dass sich französische Legionäre am 10.7.1948 im nackten Zustande gegenüber dem Lager Tannenbach sich [sic!] aufhielten und durch Zurufen und Zuwinken an die weiblichen Strassenpassanten den öffentlichen Anstand in gröbster Weise verletzt haben. Darüber hinaus war es auch ein Problem, dass die Legionäre die Bahngleise an Stellen überquerten die dafür nicht vorgesehen waren und dadurch den Bahnverkehr gefährdeten.

Ob und wenn ja wie die französische Militärverwaltung auf die Ergebnisse der Erhebungen der Bezirkshauptmannschaft Bregenz reagiert hat ist leider nicht überliefert.

Clemens Andreasch

Quelle: VLA, Bezirkshauptmannschaft Bregenz II, III-165/1948.

Weitere Quellen:

• VLA, Amt der Vorarlberger Landesregierung III, Prs-435/1948.