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Archivale des Monats Februar 2025

Anordnung für die Heil- und Teekräutersammlung 1943, 19. Juni 1943

Jugend in der Kriegswirtschaft – Die Heil- und Teekräutersammlung

In den Jahren von 1939 bis 1945 beteiligten sich rund 61 Vorarlberger Volks- und Hauptschulen an der Sammlung von Heil- und Teekräutern. Diese Sammlungen dienten der biologistischen NS-Ideologie und waren darüber hinaus wehrpolitisch motiviert. Organisiert wurde die Sammlung von der Reichsarbeitsgemeinschaft für Heilpflanzenkunde und Heilpflanzenbeschaffung (RfH), welche die Produkte an die Wehrmacht oder Firmen weitergab, wobei die Wehrmacht bevorzugt wurde.

1943 wurde im Gau Tirol-Vorarlberg in Auftrag gegeben, folgende Kräuter zu sammeln: Haselblätter, Hirtentäschl, Huflattichblätter, Lindenblüten- und Blätter, […]. Fernere: Augentrost, Gänsefingerkraut, Rote Katzenpfötchen, Hornpreis, […]. Schulkinder im Alter von 8 bis 14 Jahren sollten von Anfang Mai bis Ende Oktober jeweils 3 kg getrocknete Kräuter bei der Sammelstelle ihrer Schule abgeben. Die genaue Sammelmenge der einzelnen Kinder war unerheblich, da am Ende des Jahres das Sammelgut zu den von der RfH festgesetzten Preisen gekauft wurde. In den Stundenplänen waren mindestens zwei Nachmittage pro Monat für das Sammeln der Kräuter unter Aufsicht der Lehrer vorgesehen, darüber hinaus konnte auch der Natur- und Heimatkundeunterricht für die Sammlung herangezogen werden. Zudem wurde die Hitler-Jugend damit beauftragt, diese Dinge auch noch in der Freizeit der Kinder durchzuführen. Die Kräuter durften nur dort gesammelt werden, wo sie in großer Zahl vorkamen, um ihren Fortbestand nicht zu gefährden.

Die Heil- und Teekräutersammlung verdeutlicht, wie bereits Kinder und Jugendliche mit einer harmlos anmutenden Aktion im Sinne der nationalsozialistischen Gesundheitspolitik indoktriniert wurden.

| Franziska Maier

Quelle: VLA, Landrat Feldkirch 264 Heilkräutersammlung.

 

Literatur:

  • Wolfgang Benz, Hermann Graml, Hermann Weiß (Hg.), Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Stuttgart 1997.

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