Agenda 2030 Tagung
Welche Strategien braucht es für eine erfolgreiche Umsetzung der SDGs? Die Tagung am 23. und 24. November 2023 in Bregenz hat sich mit diesen und weiteren Fragen auseinandergesetzt.
Ein Rückblick auf die Agenda2030-Tagung!
Bei der Tagung drehte sich alles um die Reflexion und die unterschiedlichen Umsetzungsmöglichkeiten der SDGs. Die Veranstaltung begann mit Grußbotschaften von Bundesministerin Leonore Gewessler, Landeshauptmann Markus Wallner und Bürgermeister Michael Ritsch. Anschließend tauchten wir in die Praxis der SDG-Umsetzung ein und präsentierten zehn Beispiele von kommunaler bis zur Landesebene sowie von NGOs. Dabei wurden verschiedene Herangehensweisen und wertvolle Lektionen vorgestellt, die in Zusammenarbeit mit Prof. Martin Kornberger (WU Wien) erarbeitet wurden. Noch mehr Praxisbeispiele erlebten die Teilnehmenden bei den vier Exkursionen nach Egg, Hittisau, Nenzing oder Rankweil. Am Abend gab es eine Zusammenfassung des Tags mit einer kreativen Performance durch den Improvista Social Club.
Auch am zweiten Tag stand der Austausch untereinander im Mittelpunkt. Im Rahmen eines Opern Space konnten eigene Fragen und Themen eingebraucht werden. Am Nachmittag sprach der Transformationsforscher Prof. Brunnhuber über die notwendige gesellschaftliche Transformation. Doch lesen Sie selbst!
Die Halbzeit ist vorbei. Nun gilt es voller Elan und gut eingestellt die zweite Hälfte zu spielen. Wir liegen gefühlt hinten. Die SDGs sind in der breiten Bevölkerung wenig bekannt und wenngleich Österreich in den internationalen Rankings gut abschneidet, so ist global betrachtet noch vieles auf den Weg zu bringen.
Aber, verloren ist noch nichts! Wichtig ist es einen glänzenden Nordstern zu definieren, der Orientierung im Denken und Haltung beim Handeln ermöglicht. Sei es die Bewohnbarkeit unseres Planeten, das Konzept des guten Lebens für alle oder die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Ein Nordstern hilft uns auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten. Eine Fußballmannschaft will schließlich auch nach 90 Minuten als Siegerin vom Platz. Und die Bundesländerinnen vielleicht auch, im übertragenen Sinne natürlich.
Jedenfalls, und das wurde in vielen Praxisbeispielen so gut sichtbar, braucht es eine dynamische Beharrlichkeit, den sprichwörtlichen langen Atem, den Mut Entscheidungen zu treffen und Konsequenz und Verantwortung in der Umsetzung – denn es geht nicht darum, tolle Konzepte und Strategien zu formulieren, wenn dann nichts weiter damit passiert. Handlungsorientierung ist das Gebot der Stunde und das idealerweise in einer Partnerschaft von Politik, Verwaltung, Unternehmen und Zivilgesellschaft. Künstliche Intelligenz (KI) kann dabei helfen die SDGs, die oftmals unerreichbar und abstrakt erscheinen, auf die Lebensrealtität von Gemeinden, Regionen oder Städten herunterzubrechen. Mit etwas kritischer Intelligenz und Experimentierfreude wird KI damit Verbündete der Nachhaltigkeitstransformation.
Apropos Transformation – Was heißt eigentlich Transformation und was hat das mit den fünf Kränkungen der Menschheit zu tun?
Laut Stefan Brunnhuber hat die Menschheit in den letzten 500 Jahren fünf Kränkungen erfahren. Diese Kränkungen zeigen uns, dass wir uns als Spezies immer stärker marginalisieren – wir werden immer randständiger. Professor Brunnhuber stellt die These auf, dass wir nicht mehr im Zentrum stehen, sondern das wir, die Menschheit, Seitenspieler sind. Was heißt diese Erkenntnis für die Transformation? Die Geschichte zeigt uns, dass wir schon immer adaptiv waren und uns ständig an veränderte Rahmenbedingungen anpassen konnten. Und trotzdem haben wir oft mehr Angst vor Veränderungen an sich, als vor den Konsequenzen die auf uns zukommen werden. Es ist also vielleicht schon alles da was wir brauchen. Vertrauen und Demut sind jedenfalls gute Berater*innen.
Und was hat das mit Transformation zu tun?
Stellen Sie sich eine Wendeltreppe vor - Transformation ist wie eine Spirale, die oben immer weiter offen ist. Sie kann nach oben und nach unten gegangen werden und ist auf den Seiten von einem Geländer umgeben (soziale Mindeststandards und ökologische Grenzen), welches wir nicht überschreiten sollten.
Jeder Schritt den wir gehen, egal ob nach oben oder unten, beinhaltet eine Veränderung der Regeln. Das kann sich in translativer Form zeigen, wie wir die Welt deuten oder in transformativer Form zeigen. Der transformative Weg, der praxisgeleitete Weg, der beschreibt wie wir Dinge anders machen. Wie viel transformative und wie viel translative Kraft brauchen wir demnach jetzt?
Welche Strategien braucht es jetzt? Was hat sich als erfolgreich erwiesen?
Auf einen Punkt gebracht: Die SDGs funktionieren überall dort, wo klar ist, wozu sie eingesetzt werden: ob in der Steuerung (Budgeterstellung, Controlling), beim Monitoring (SDG-Indikatoren und Wirkungsorientierung), in der Kommunikation von Nachhaltigkeit (Labeling) oder um Zusammenhänge und gegenseitige Abhängigkeiten sichtbar zu machen. Dennoch wird Potenzial darin gesehen, mehr Verbindlichkeit herzustellen (SDGs sollen stärker in Gesetzgebung einfließen).
Und wie Martin Kornberger sagt „Es braucht eine Strategie, die sich sehr einfach kommunizieren lässt. Ohne Kommunikation keine Strategie. Strategie ist ein Tool der Veränderung und so muss es auch verstanden und angenommen werden.“
Doch dazu muss die Komplexität dort aufgearbeitet werden wo sie auftritt, also lokal. Taktik ist ein Prinzip der Dezentralisierung und ein Prinzip der Lokalisierung von Verantwortung. Es baut darauf auf, dass lokal die besten Antworten gefunden werden können. Natürlich immer im Hinblick auf den Nordstern. Das heißt, die Ziele müssen unterschiedlich sein, weil die Herausforderungen lokal verschieden sind.
Und was ist jetzt mit der Crux?
Da es die Crux nur im Singular gibt und wir aber viele Herausforderungen und Problemstellungen sehen, ist es wohl notwendig nachzudenken, wo denn wirklich der große Hebel liegt.
Daher braucht es die Frage: Welche Herausforderung liegt ganz konkret in den nächsten 12 Monaten vor mir? Welche Crux gilt es zu lösen?
Und wer finanziert die SGDs?
Wir geben 5 Trillionen im Jahr für Militär- und Sicherheitsleistungen aus. Das ist ungefähr die Summe, die wir bräuchten an zusätzlicher Liquidität um die Nachhaltigkeitsziele zu finanzieren. Die Frage der Finanzierung wurde 2015 leider vergessen. Stefan Brunnhuber bringt es auf den Punkt „Das ist im Kern keine furchtbarhohe Summe.“ Wir bräuchten von dem Betrag jedes Jahr ungefähr 7% an zusätzlicher globaler Kaufkraft und Liquidität um die Nachhaltigkeitsziele zu finanzieren. Klingt doch einfach?
Und wichtig – das Spiel geht bis zur letzten Minute. Also die Spielfreude nicht verlieren und auch den Humor nicht. Die Zukunft gehört den Mutigen oder wie es die Sportfreunde besingen: „Mit dem Herz in der Hand und der Leidenschaft im Bein, werden wir Weltmeister sein…“
Wir haben alle Hintergrundinformationen hier für Sie gesammelt.
Die Veranstaltung im Rahmen der Nachhaltigkeitskoordination Österreichs ist eine Kooperation des Landes Vorarlberg mit dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, dem Österreichischen Gemeindebund und dem Österreichischen Städtebund.